Hach, die Sache mit den Buchbloggern. Es gibt schon so viele Blogposts zu dem Thema, wie man mit Buchbloggern zusammenarbeitet. Eine kurze Zusammenfassung:
- Keine Massenmails
- Vorher recherchieren, ob der Blog zum Buch passt
- Prüfen, welche Formate der Blogger liest
- Zeit einkalkulieren
Unter fast jedem dieser Posts findet sich meist mindestens ein Kommentar von einem Neu-Autoren, der sich entsetzt über die Hochnäsigkeit der Buchblogger äußert. Da werden keine eBook-Exemplare rezensiert, Bücher abgelehnt oder Emails gar nicht beantwortet. Was fällt denen eigentlich ein?
Ja, als Autoren – vor allem als Selfpublisher – sind wir arme Schlucker. Wenn du dir ein professionelles Lektorat und ein individuelles Cover gegönnt hast, bist du schon mal einen kleinen vierstelligen Betrag losgeworden, den dein Buch wahrscheinlich in absehbarer Zeit nicht wieder reinspült. Das mag hart klingen, ist aber so – zumindest bei den ersten ein bis zehn Büchern, schätze ich.
Den Buchbloggern geht das natürlich nicht so. Nein, nein, die werden von den Verlagen umgarnt und zu Buchmessen eingeladen, bekommen jede Woche ein umfangreiches Goodie-Paket und erhalten obendrein für jeden Beitrag in den sozialen Medien eine fette Überweisung. So wie diese Beauty-Vlogger auf YouTube, nicht wahr?
Oder vielleicht doch nicht:
Und dann darf man sich anhören: sei doch dankbar für ein EBook und der Verlag hätte selber keine Zeit, sich auch noch um Social Media und Co zu kümmern. Das sei eine Vollzeitstelle. Und das ist doch der Knackpunkt. Was mache ich hier für umsonst? Däumchen drehen und auf weitere kostenlose Bücher warten? Ich glaube eher weniger. Was alles hinter einem solchen Post steckt, wird oftmals nicht gesehen.

Gerade bei Anna (Fuchsias Weltenecho) war ich überrascht, so etwas zu hören. Denn ihre Bilder sehen professionell aus, sind oft mit Photoshop manipuliert und sie arbeitet bei einigen Bildern viel mit Make-Up. Allein der Blick auf ihre Beiträge zu Geliebter Gevatter Tod, Firelight oder Uhrwerk der Unsterblichen deuten auf einen enormen Zeitaufwand hin. Nicht alle ihre Bilder sind so aufwendig, aber die Bücher sind immer toll in Szene gesetzt und gut beleuchtet. Um ehrlich zu sein, hatte ich auch den Verdacht, dass da Bilder und Posts gesponsert werden.
Deshalb habe ich sie im Dezember mit meinen Fragen gelöchert und sie war so lieb, mir zu antworten. Anbei also mein Versuch, etwas Licht ins Dunkel zu bringen und die Frage zu beantworten:
Was verdient so ein Buchblogger eigentlich?
Aufwand …
Wie lange braucht man für so ein Bild?
Wenn ich solche Fotos wie für „Geliebter Gevatter Tod“ mache, können das 20 Minuten für das Make-Up sein, aber auch gut und gerne mal 3 Stunden. Die eigentliche Fotosession dauert meist so 20-40 Minuten. Die Bearbeitung danach so 10-15 Minuten.
Anders bei Bearbeitungen wie denen für „Heliopolis“, wo auch der Hintergrund geändert wird. Damit verbringe ich:
20 Minuten – 2 Stunden Fotos und Vorbereitung
2-4 Stunden Fotosuche und Kauf
30 Minuten – 2 Tage für die Bearbeitung
Okay, aber damit ist es ja nicht getan. Schließlich muss das Buch auch gelesen werden (wie lange das dauert, kannst du dir in etwa ausrechnen) und der Blogeintrag muss geschrieben werden. Das sind noch einmal 30 bis 60 Minuten, sagt sie.
Ein Buchblogger kann aber auch nicht nur einmal alle Jubeljahre etwas veröffentlichen und hoffen, dass die Welt es liest. Da gehört ein ganzes Stück Eigenwerbung dazu. Anna postet auf ihrem Instagramkanal fast jeden Tag und verbringt dort auch einiges an Zeit:
Aktivität auf Social Media ist super wichtig. Man muss Reaktionen zeigen, netzwerken und Kontakt zu anderen aufbauen. All das, was ich einfach gerne mache, ist trotzdem immer eine Form der Arbeit, weil man in der Zeit auch lesen könnte. Oder den Haushalt machen. Eben das, was andere so in ihrer Freizeit machen, wird durch diese Aktivitäten einfach ein wenig verkürzt.
… Und Nutzen
All das macht Anna „freiwillig“, nicht weil sie dafür bezahlt wird. Oder doch?
Die Bookbeat-Kooeration war bezahlt und eine Autorin hat für die Fotos bezahlt, die ich für ihre Aktion gebastelt habe – ich hatte also kein Minus dadurch, dass ich die Fotos bei Shutterstock gekauft habe. Das ist allerdings eher die Ausnahme.
Meist läuft es über kostenlose Bereitstellung der Bücher und das Promoten des Verlages von unserer Aktion.
- Stand der Angaben ist Dezember 2018
Aha, so sonderlich viel ist das nicht. Und dann ist da noch die Sache mit der Bildbearbeitung. Stimmt, Stockbilder müssen auch gekauft werden und selbst wenn sie im Einzelnen weniger als 10 Euro kosten, kommt da über das Jahr sicher einiges zusammen.
Weiter mit dem Thema Buchmesse. Aber da werden die Buchblogger doch sicherlich eingeladen oder?
Da nur die Fachbesucherkarte als Presse inklusive war, kann ich ziemlich genau sagen, was ich investiert habe: So gute 300 Euro habe ich ausgegeben, inklusive Anfahrt und Hotel.
Nur ein paar Verlage scheinen sich für Buchblogger zu engagieren. Aber das sind eben auch Verlage, da steckt ein anderes Budget dahinter.
Carlsen bietet für seine Carlsen Blogger ein Affiliate Programm an, bei dem man am Ende des Jahres ebenfalls entlohnt wird. Ab und zu wird man als Blogger auch in den Verlag eingeladen um exklusive Einblicke zu bekommen. Gerade Carlsen klemmt sich da immer sehr hinter. Aber auch Ravensburger, die dann wirklich geniale Boxaktionen haben, wie zu Fire and Frost. Da hatte man echt den Eindruck, dass da jemand die Mühe wirklich zu schätzen weiß.
Zusammenfassed kann man also sagen: So ein Buchblogger verdient nicht sonderlich viel. Anna hat derzeit 7.500+ Follower auf Instagram und betreibt ihren Blog seit 2014 – neben Studium, Kleingewerbe und anderen Hobbies. Sie hat das selbst in einem kürzlichen Blogpost sauber auf den Punkt gebracht:
Ich verdiene mit dem, was ich auf dem Blog mache kaum bis kein Geld.
Und dann zähle ich mal die Dinge auf, die ich [bei meiner 40-50 Stunden Woche für Blog, Gewerbe und Uni] so nebenbei erledige:Lesen, Fotos planen, Fotos machen, Deko kaufen, Hintergründe kaufen, Make up besorgen, Fotos kaufen (legal ist teuer), Equipment wie Softboxen ( wer im Winter versucht hat um 16 Uhr Fotos zu machen, der wird das verstehen), Investition in die Kamera, Rezensionen planen, Rezensionen schreiben, Beiträge planen, Beiträge schreiben, Fotomanipulationen, Suche nach den richtigen Fotos, Aktionen planen, Aktionen koordinieren, Aktionen durchführen, Social Media Präsenz, Interagieren, Beiträge anderer lesen, Kommentare schreiben, Social Media Aktivität, Gewerbe führen, mit Leidenschaft dabei sein, Herzblut
Achja und dann so was wie reiten, Sport, studieren, Bewerbungen schreiben.
Den Blogpost empfehle ich jedem, der sich noch etwas genauer mit dem Thema und Annas Arbeit auseinander setzen möchte. Anna ist da auch keine Ausnahme. Wer sich auf Instagram umschaut, sieht bei vielen Buchbloggern, dass sie nicht hauptberuflich „was mit Büchern“ machen.
Und was bedeutet das für dich als Autor?

In erster Linie: Geduld und Arbeit auf Augenhöhe.
Buchblogger sind auch nur Menschen und machen das, was sie da für dich tun, aus Spaß an der Freude. Ja, richtig: FÜR DICH. Denn du schickst ja den Buchbloggern kein Rezensionsexemplar, damit ihr SuB nicht versiegt, sondern damit sie durch ihre Posts und Rezensionen neue Leser für dein Werk und dich als Autoren gewinnen.
- Der Buchblogger liest keine eBooks? Dann ist das so. Akzeptiere das einfach. Ein eBook-Reader kostet Geld und lässt sich nicht so schön auf Fotos in Szene setzen.
- Der Buchblogger nimmt momentan keine Bücher an? Dann ist das so. Wenn ich auf der Suche nach Bloggern die SuB-Listen durchschaue, wird mir schwindelig. 20 bis 50 ungelesene (und unrezensierte!) Bücher sind keine Seltenheit. Wenn ein Blogger gut 1 Stunde braucht, um eine Rezension zu verfassen (und noch ein paar mehr, um das Buch vorher zu lesen), ist das eine Menge Arbeitsaufwand, der da noch wartet.
- Der Buchblogger antwortet nicht? Life happens. Es gibt genügend Emails, die ich erst Wochen später beantwortet habe, weil es mir einfach untergegangen ist.
Die Buchblogger sind keine magischen Hauselfen. Sie sind auch nur Menschen, die – genauso wie du – unfassbar viel Zeit mit Büchern verbringen und dafür ziemlich wenig bis gar kein Geld bekommen.
Sei nett zu ihnen. Akzeptiere ein Nein. Schreib die persönliche Email. Bedanke dich bei ihnen. Mach auch mal Werbung für sie.
Und – for fuck’s sake – sei dir nicht zu schade, auch mal ein Printexemplar rauszuschicken.
Wie, die sind zu teuer? Das werden wir im nächsten Blogpost mal genauer erörtern 😉
Welche Erfahrungen hast du als Autor bislang mit Buchbloggern gemacht? Und als Buchblogger mit Autoren? Lass es mich in den Kommentaren wissen!