Carolina Greene

Kuriose, düstere, seltsame Geschichten für Zwischendurch

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Möge Die Macht Der Gewohnheit Mit Mir Sein

21. August 2016

Macht der Gewohnheit

Jeden Abend putze ich mir die Zähne und schminke mich ab. Egal, wie spät es ist, wie müde ich bin oder wie sehr die Erde sich um mich dreht. Zähne putzen und abschminken. Dann erst geht’s ins Bett.

Das sind zwei meiner Gewohnheiten, über die ich gar nicht mehr nachdenke. Dinge, die ich einfach tue, über die ich keine Entscheidung mehr treffe.

In diesem Monat wollte ich auch das Schreiben zu so einer Gewohnheit machen. Ich hatte mir vorgenommen, an 25 Tagen im August zu schreiben. Rechnerisch bedeutet das, dass ich an maximal 6 Tagen das Schreiben mal „vergessen“ könnte.

Ich habe bereits jetzt 5 dieser Tage ausgereizt; noch bevor der Monat halb rum war.

Natürlich könnte ich jetzt sagen, dass es dafür Gründe gab. Meine Freunde haben geheiratet, ich musste auf eine After-Work-Veranstaltung, nach dem Sport war ich so müde… Tatsache ist aber, dass es solche Gründe immer geben wird. Wie soll ich es da schaffen, das tägliche Schreiben in meinen Alltag einzubauen?

Ich lese gerade ein Buch über Gewohnheiten und habe ein Problem mit meiner Schreibgewohnheit gefunden: Ich muss mich derzeit jeden Tag zu irgendeinem Zeitpunkt zum Schreiben entscheiden.

Mein Tagesablauf sieht fast jeden Tag anders aus. Unter der Woche bleibt nur eines jeden Morgen gleich: 7:15 Uhr geht’s los zur Arbeit. Aber wann ich wieder komme, ist nicht immer so genau vorhersagbar. An manchen Tagen komme ich sogar erst so spät abends wieder, dass ich nur noch ins Bett falle. Nachdem ich mir die Zähne geputzt und mich abgeschminkt habe, versteht sich.

Das ist ein Problem, denn so habe ich keine konkrete Schreibzeit, zu der ich mich hinsetze und los schreibe. Anders als beim Zähne putzen, das fast jeden Abend zur selben Zeit statt findet und durch andere Aktionen eingeleitet und begleitet wird.

Ein weiteres Problem ist für mich die Dauer. Die Idee, dass 10 Minuten am Tag schon ausreichen, um in seinem Schreibprojekt voran zu kommen, ist grundsätzlich nicht verkehrt. Klar, kann ich in 10 Minuten Wörter auf den Bildschirm bringen. Aber in der Zeit schaffe ich es nicht, mich ausreichend in die Geschichte einzufühlen. Meist sind es genau diese Wörter, die beim ersten Lektorat wieder herausfallen. Allerdings kann ich in 10 Minuten eine Outline oder ein paar Beats schreiben.

Es tun sich also schon mehrere Fragen auf, wenn ich schreiben will:

  • Wann fange ich an?
  • Wie lange schreibe ich?
  • Was schreibe ich?

Das sind drei Entscheidungen, die ich jeden Tag treffen muss und oft scheitere ich schon an Frage Nummer 1.

Wenn das Schreiben eine Gewohnheit ist, dann stellen sich diese Fragen nicht mehr. Es stellen sich überhaupt keine Fragen, denn wie beim Zähneputzen gibt es eine klare Regel, wann wie lange was geschrieben wird. Doch wie mache ich das Schreiben zur Gewohnheit, anstatt zur täglichen Übung?

Es gibt drei Möglichkeiten, die ich in Erwägung gezogen habe:

  1. Stundenplan: Erinnert mich ein bisschen an meine Schulzeit, das Teil. Dafür würde ich konkrete Zeiträume nachmittags für das Schreiben frei schaufeln. Das Problem dabei ist, dass ich nicht jeden Tag zur selben Zeit zu Hause bin. Außerdem lässt es keine spontanen Planwechsel zu.
  2. Wenn-Dann-Regel: Ähnlich wie beim Zähneputzen könnte ich das Schreiben auch an eine andere Gewohnheit knüpfen. So könnte ich zum Beispiel nach dem Abendbrot eine halbe Stunde Schreibzeit einplanen oder eine halbe Stunde vor dem Schlafen gehen. Problem hier wieder: Ich esse nicht immer zuhause Abendbrot und manchmal komme is so spät heim, dass ich sofort nach dem Zähneputzen ins Bett hüpfe.
  3. Der frühe Vogel fängt den Wurm: Okay, ich höre die Nachtschwärmer unter euch schon entsetzt aufschreien. Aber die dritte Möglichkeit ist einfach, jeden Morgen eher aufzustehen und meine Schreibzeit einzuschieben, bevor ich auf Arbeit fahre. Dann ist es völlig egal, wann ich abends zu hause bin oder ob ich noch ins Kino oder die Patenkinder besuchen fahre. Meine Schreibzeit hätte ich dann schon hinter mir.

Ich gebe offen zu, dass auch mich als Lerche die letzte Variante nicht besonders gereizt hat. Aber die anderen beiden Varianten erschienen mir so unsicher. Natürlich würde ich gerne jeden Abend, sofort nachdem ich die Wohnung betreten habe, eine halbe Stunde schreiben. Doch die Realität hat andere Pläne und manchmal bin ich müde, muss Luft auf meine Fahrradreifen pumpen, noch schnell etwas Obst kaufen oder es ruft die neueste Dokumentation über die Crossfit Games.

Deswegen habe ich mich zur Variante drei durchgerungen:

Seit vergangenem Montag klingelt mein Wecker jetzt eine halbe Stunde eher. Ich mache mich kurz frisch und setze mich dann 15 Minuten zum Schreiben hin.

Was mich am meisten überrascht hat: Meine Schreibgeschwindigkeit ist in dieser Zeit recht hoch. Ich schaffe fast immer um die 500 Wörter in der Zeit und in den letzten Tagen habe ich einige Probleme mit der derzeitigen Kurzgeschichte auf meinem Reißbrett gefunden und gelöst. Und so schlimm ist das mit dem zeitigen Aufstehen mittlerweile auch nicht mehr.

Ein weiterer Vorteil: Ich kann abends ganz beruhigt mit dem Wissen ins Bett gehen, dass ich meine Tagesration an Wörtern eingeklimpert habe. Egal, was sonst an dem Tag passiert ist – oder eben nicht passiert ist. Nachdem ich Zähne geputzt habe, versteht sich.

Seid ihr eher Frühaufsteher oder Nachteulen? Was wollt ihr zu einer Gewohnheit machen?

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Schreibrückblick: Juli 2016

7. August 2016

Juli2016

Ungefähr so sonnig wie auf dem obigen Bild war der Juli hier tatsächlich. Temperaturen um die 30 Grad waren keine Seltenheit und so ist es sicherlich nicht verwunderlich, dass ich nicht ganz so viel Zeit mit dem Schreiben verbracht habe, wie ich es mir gewünscht hätte bzw. vorgenommen habe.

Die Fakten.

Schreibtage: 18/31

Geschriebene Worte: 14.163

Worte pro Schreibtag: min. 174, max. 2262; ø 787

In diesem Monat habe ich… die Kurzgeschichte für August geschrieben, den ersten Entwurf für die September-Geschichte (mehrfach) begonnen, die Outline und die Beats für die Oktober-Geschichte geschrieben. Auch wenn die obige Wortanzahl nach viel klingt, habe ich ziemlich viele Worte an Entwürfe für die September-Geschichte verschwendet, die ich dann doch wieder gelöscht habe. Und am Ende war ich so unzufrieden mit der Geschichte, dass ich sie erstmal auf Eis gelegt habe und mich der nächsten widme.

Die Leseliste.

federleicht2 Ich denke, es ist ganz gut, dass ich jetzt eine Zwangspause von der FederLeicht-Reihe einlegen muss. Nach drei Büchern geht mir Eliza doch überraschend auf den Keks. Vielleicht bin ich in Sachen Liebe auch zu rational, aber ich würde mich definitiv nicht absichtlich in Gefahr bringen, damit der bockige Elf mich rettet. Das ist ja schon fast auf dem Level von Bella Swan. Ich mag zwar die Storyline noch immer, ich mag die Welt, die Marah Woolf da erschaffen hat. Aber ich hoffe wirklich, dass Eliza sich in den nächsten Büchern etwas unabhängiger gibt.

Daneben habe ich zwei Bücher über’s Schreiben gelesen.

authormindsetpennZum einen The Successful Author Mindset von Joanna Penn. Ich habe schon zwei andere Bücher über’s Schreiben von ihr gelesen und freue mich immer wieder, wenn sie etwas neues herausbringt. Sie ist eine Horror-Thriller-Autorin, die nebenbei auch über’s Schreiben bloggt und einen Podcast führt. Es beruhigt mich, dass sie eine so fröhliche, glückliche Person im echten Leben ist, die aber eben im Thriller-Bereich auch seltsame Sachen schreibt.

In diesem Buch schreibt sie vor allem darüber, mit welcher Einstellung Autoren an das Schreiben herangehen sollten, mit welchen Vorurteilen sie selbst gekämpft hat und was sie aus den letzten zehn Jahren gelernt hat.

5kwphAußerdem habe ich 5000 Words Per Hour von Chris Fox gelesen. Das schnelle Schreiben scheint momentan ein riesiges Thema unter Autoren zu sein. Vor allem Selfpublisher stehen unter dem Druck, regelmäßig und oft neue Bücher zu veröffentlichen. Gut, Jacky Vellguth ist da sicher eher die Ausnahme, aber selbst Marah Woolf veröffentlicht dieses Jahr drei Bücher (wenn ich richtig gerechnet habe: FederLeicht 3, einen Sommerliebesroman und FederLeicht 4 im November). Das ist weitaus mehr als die meisten Verlagsautoren.

Je schneller man schreibt, desto schneller geht das Veröffentlichen eben auch. Ich habe selber auch schon ein anderes Buch zu dem Thema gelesen und werde demnächst meine eigene Meinung dazu hier auf dem Blog posten.

Die To-Do-Liste.

Ich bin ein Listenschreiber. Und ich habe leider nicht alles erreicht, was letzten Monat auf meiner To-Do-Liste stand.

Im August möchte ich gern meine Schreibtageanzahl erhöhen, und zwar auf 25. Dabei reicht es aus, wenn ich an einem Tag auch nur 10 Minuten schreibe. Mal sehen, wie das klappt.

Ihr könnt auch schonmal auf nächsten Sonntag freuen, denn da kommt endlich die zweite Kurzgeschichte raus!

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Filed Under: Leseliste, Schreiberreise

12in12 – Die hohe Kunst der Zielsetzung

31. Juli 2016

12in12

Als ich Ende 2014 entschied, dass ich im Folgejahr jeden Monat eine Kurzgeschichte auf meinem Blog veröffentlichen würde, hielt ich das für ein relativ gut erreichbares Ziel.

Ich hatte zwar einen Vollzeitbrotjob und auch nebenbei noch ein paar andere Verpflichtungen, aber ich dachte mir, dass ich das in ein-zwei Stunden am Wochenende locker hinbekommen würde. So einfach war es dann doch nicht. Vor allem im zweiten Halbjahr war ich oft spät dran mit der Geschichte und musste mich dann ganz schön beeilen, um alles rechtzeitig fertig zu bekommen.

Am Ende konnte ich 13 Kurzgeschichten in 13 Monaten vorweisen und wusste: Deadlines sind mein bester Freund.

Hätte ich mich nicht dazu verpflichtet — gut, zwar nur gegenüber einigen anonymen Lesern auf einem kleinen Blog im großen, weiten Internet; aber immerhin — jeden Monat eine Kurzgeschichte zu veröffentlichen, hätte ich es oft genug einfach nicht getan. Das ganze Vorhaben wäre sicher genauso wie all die Jahre davor wieder im Sande verlaufen.

Genau genommen hatte ich auch nicht nur 13 Kurzgeschichten vorzuweisen, sondern sogar mehr als 15. Denn ich hatte noch einige Geschichten „im stillen Kämmerlein“ geschrieben, die ich an Magazine zur Veröffentlichung gesendet habe. Die hatten zwar keinen Erfolg und lungern jetzt noch ein wenig auf meiner Festplatte, aber geschrieben sind sie.

Und das war am Ende auch mein Ziel: Ich wollte lernen, Geschichten zu ende zu bringen.

Nun kann man sich darüber streiten, ob meine Geschichten bislang wirklich „zu ende“ gebracht wurden. Es gab bislang schon mehrfach das Feedback, dass ich doch eine bestimmte Geschichte nicht so enden lassen konnte, dass der Leser mehr erfahren wollte aus der Welt, die ich da erschaffen hatte. All diesen Lesern sei gesagt: Ich möchte natürlich sehr gern noch längere Geschichten schreiben, habe sogar etwas in Planung, das im vierten Quartal dann geschrieben werden soll (wenn ich die restlichen Kurzgeschichten für dieses Jahr fertig habe).

Im Zusammenhang mit meinem 12in12-Projekt und längeren Geschichten bin ich auf Jacky Vellguth gestoßen.

Jacky bloggt auf www.schriftsteller-werden.de über das Schreiben und hat sich für dieses Jahr ihr eigenes, sehr viel ambitionierteres 12in12-Projekt vorgenommen. Jacky schreibt 12 Bücher in 12 Monaten.

Richtig, 12 normal lange Bücher in 12 Monaten. Sicherlich ist da kein Fantasyepos dabei, aber ihre Geschichten haben deutlich mehr als die 3.500 Wörter meiner Geschichten. Bislang hat sie ihren Zeitplan auch eingehalten und seit Jahresbeginn sechs Bücher veröffentlicht; das siebte ist auch schon in Arbeit.

Vor kurzem hat sie dazu ihren Halbzeitbericht veröffentlicht, den ihr hier lesen könnt.

Da ziehe ich (nicht ganz neidlos) meinen imaginären Schreibhut. Allein sechs Bücher in sechs Monaten zu veröffentlichen, ist eine große Tat, die sicherlich ohne Deadlines nicht möglich wäre. Denn ohne ein ambitioniertes Ziel ist das Nichtmachen ganz oft leichter als das Machen.

Sie sagt selbst:

Ich war nie besonders diszipliniert. Um ehrlich zu sein, kann ich eine verdammt faule Socke sein. Dieses Projekt ist das ultimative Training. Ich muss jeden Tag schreiben und ich muss jeden Tag viel schreiben. Und wenn ich mir tatsächlich mal einen faulen Lenz mache, bezahle ich dafür später, und zwar mit jede Menge Schweiß. Deshalb ist so ein dicht gedrängter Zeitplan der ultimative Schleifer und ich bin überzeugt, das mir das noch oft helfen wird.

Mich spornt Jackys Beispiel erneut an. Es ist Sommer und da ist es für mich zugegebenermaßen etwas schwierig, drinnen am Laptop zu sitzen und zu tippen. Da ruft das Freibad einfach zu laut meinen Namen. Im Juli habe ich nicht annähernd so viele Schreibtage eingelegt, wie geplant. Dazu aber nächste Woche mehr.

Keine Sorge, ich versuche jetzt nicht plötzlich noch vier Bücher dieses Jahr zu schreiben. Ich habe schließlich noch immer einen Brotjob, der ist noch immer in Vollzeit (sogar mit mehr Stunden als letztes Jahr) und ich habe auch noch immer ein paar andere Verpflichtungen.

Aber aus Jackys Halbzeitpost nehme ich eins mit: Das wichtigste ist es, sich jeden Tag hinzusetzen und ein bisschen was zu machen.

Für mich ist das nämlich immer noch das Schwerste: sich einfach hinzusetzen und loszulegen.

Anfangs klingt eine halbe Stunde immer sehr lang, aber wenn ich dann im Schreibfluss bin, klingelt der Wecker schneller als ich dachte. Es ist eben wie beim Joggen: Der schwerste (und wichtigste) Schritt ist immer der erste aus der Tür. Danach geht’s ganz einfach.

Aber es muss nicht jeden Tag eine halbe Stunde sein. Eine Viertelstunde reicht auch schon aus, denn das sind meist etwa 400 Wörter für mich. Wenn ich die jeden Wochentag schreibe, habe ich am Ende der Woche 2.800 Wörter; also etwa eine Kurzgeschichte. So viel schaffe ich am Wochenende nur, wenn ich mich wirklich zwinge.

Mit anderen Worten: Schaut bei Jacky vorbei. Sie schreibt ebenfalls ein bisschen Sci-Fi aber vor allem Liebesgeschichten (für alle, die etwas mehr Herz in ihrem Lesestoff benötigen). Buch Nummer sieben soll wohl ein Drama werden; sie probiert sich in den Genres also noch etwas aus.

Und dann freut euch auf den 14. August, denn da kommt die zweite Kurzgeschichte für dieses Jahr raus. Kleiner Vorgeschmack gefällig? Hier schon mal vorab der Titel:

In Tenebris Veritas

Bis dahin euch eine schöne Woche!

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Warum ich keine professionelle Autorin mehr sein will

24. Juli 2016

professionelleautorin

Die reißerische Überschrift wirft Fragen auf.

Schließlich schreibe ich ja selbst auf meiner ÜBER MICH-Seite das genaue Gegenteil. Wieso also dieser Post?

Da muss ich ein wenig weiter ausholen.

Ich habe kürzlich ein Buch von Monica Leonelle gelesen: 8 Minute Writing Habit. Ich lese öfter Bücher über’s Schreiben an sich und von ihr hatte ich schon in einigen Podcasts gehört. Das Buch dümpelte schon eine Weile auf meinem eReader vor sich hin als ich es schließlich vor ein paar Wochen wieder entdeckte.

Leonelle schreibt in diesem Buch davon, dass man mithilfe von 8 Minuten Schreibens täglich voran kommen kann. „Kann“ ist hier das operative Wort, denn sie schreibt auch, dass bei den meisten Leuten nicht unbedingt die Tippgeschwindigkeit das Problem ist.

Vielmehr sind es verschiedene persönliche Einstellungen bzw. Probleme, die eine mentale Blockierung schaffen.

Eine ebendieser Blockierungen ist die Träumerei. Dass man eben nicht das Schreiben an sich genießt, sondern immer nur auf das Ergebnis wartet.

Frei nach dem Motto:

„Ich liebe es nicht zu schreiben. Ich liebe es, geschrieben zu haben.“

In dieser Beschreibung habe ich mich doch sehr wieder gefunden: Als ich im Oktober meinen Controlling-Kurs angefangen habe, war ich hoch motiviert. Nach einigen Hürden Anfang des Jahres hinkte ich eine Weile hinter dem Pensum hinterher bis ich den Kurs schließlich Ende Mai abschloss. Doch vor allem während der letzten Monate hatte ich eben genau dieses Gefühl: Das Lernen an sich hat mich weniger interessiert, vielmehr wollte ich „endlich fertig“ sein. Ich habe viel gelernt während des Kurses, aber ich war eben auch müde.

Je mehr ich darüber nach dachte, ging es mir auch letztes Jahr mit dem Schreiben so. Ich wollte keine Geschichten schreiben, sondern ich wollte Geschichten geschrieben haben. Ich wollte fertig sein. Ich wollte etwas vorweisen können.

Ich wollte nicht Autorin werden, sondern eine sein.

Und die Tatsache, dass ich keine war, hat mich unglaublich frustriert.

Genau davor warnt Leonelle in ihrem Buch. Dieses Phänomen des Müde-Werdens, weil man nicht den Prozess genießt, sondern dem Ergebnis hinterher hechtet.

Ich ändere also nicht mein Vorhaben an sich. Mein Ziel ist es noch immer, mit dem Schreiben auch Geld zu verdienen. Ich möchte also noch immer eine professionelle Autorin werden.

Genau: „werden“. Nicht „sein“.

Das Wörtchen „sein“ vermittelt einen gewissen Druck, denn der Zustand des „Nichtseins“ bedeutet automatisch, dass ich dem Ziel noch nicht gerecht worden bin.

Ich ändere also mit dem Wort „werden“ meinen Blickpunkt. Und plötzlich wird das, was ich tue, meinem Ziel gerecht. Eine schlechte Kurzgeschichte bringt mich trotzdem weiter, weil sie mich etwas lehrt. Dass ich keine Leser habe, ist kein Problem, denn ich arbeite daran, welche zu finden. Dass ich nichts veröffentlicht habe — zumindest nichts, womit ich Geld verdiene — ist kein Zeichen meiner Unzulänglichkeit, sondern eben einfach ein Teil des Prozesses.

Ein Teil des „Werdens“.

Ich möchte also keine professionelle Autorin sein.

Ich möchte eine werden.


Kennt ihr das Gefühl, sich von dem Wunsch des „Fertig seins“ unter Druck zu setzen? Macht ihr das vielleicht selbst in anderen Bereichen eures Lebens?

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Filed Under: Schreiberreise

Warum der kreative Brunnen bei mir kein Brunnen ist

17. Juli 2016

kreativerinput

Letztes Wochenende bin ich 6 Stunden mit dem Fernbus gefahren, um eine Freundin zu besuchen.

Im Bus zu schreiben habe ich schon früher mal probiert. Das ist für mich nichts. Ohnehin wollte ich mit minimalem Gepäck fahren. War ja nur für ein Wochenende.

Was bedeutete das für mich also? 6 Stunden ungestört lesen! Da könnte ich meine vorgenommene Leseliste für Juli auf jeden Fall schaffen.

Auf der Hinfahrt habe ich gleich das zweite Buch der FederLeicht-Saga fertig gelesen und mir in der restlichen Zeit eine Folge des Creative Penn Podcasts angehört.

(Ich habe außerdem meiner Sitznachbarin ein paar Pfirsichstücke aufgeschwatzt und ihr beim Häkeln eines Minikrakens zugeschaut, aber das ist eine andere Geschichte.)

Die Rückfahrt stand nun am Sonntag an und ich war froh, wieder in Elizas Welt zurück kehren zu dürfen.

Aber irgendwie auch nicht.

Ich quälte mich durch die erste Buchhälfte und legte den Reader dann weg. Ich verstand selber nicht: Da hatte ich schon mal so viel Zeit, in der ich nichts anderes machen konnte und dann wollte mein Kopf nicht lesen! Oder besser: Er konnte nicht.

Ich hatte mich vorbereitet und in Evernote eine Notiz erstellt, damit ich für die restlichen Kurzgeschichten dieses Jahr schonmal die Beats schreiben konnte. Aber auch das funktionierte nicht.

In meinem Kopf wehten Steppenhexen über Wüstenebenen.

Mein Hintern tat weh, ich hatte Hummeln in den Beinen und wollte einfach nur noch nach Hause. Oder eben eine Runde um den Block laufen.

Auf der Autobahn eher schwierig umzusetzen.

So geht es mir manchmal auch, wenn ich Serien schaue. Ein, zwei Episoden sind okay, aber spätestens dann werde ich des Ganzen überdrüssig. Gut möglich, dass ich dann wochenlang keine Folge der Serie mehr schaue, obwohl ich eigentlich sehr an der Story interessiert bin.

Tatsächlich ist es sogar so, dass ich nach einem Episodenmarathon eine Serie manchmal nie wieder ansehe. White Collar, The Good Wife, Suits… es gibt noch mehr Beispiele.

(Das einzige Gegenbeispiel, das mir einfällt, ist Elementary. Das ist für mich eine „binge watch“ Serie. Aber auch da sind die Abstände zwischen den einzelnen „Sitzungen“ recht groß.)

Warum ist das also so? Ich hatte ja nun genug Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Viereinhalb Stunden, um genau zu sein.

Schuld ist wohl der „kreative Brunnen“.

Der Terminus wird oft in Zusammenhang mit einer Schreibblockade verwendet. Jeder hat demnach einen solchen kreativen Brunnen, aus dem er sich bedient, wenn er etwas „schafft“. Wenn man zu viel auf einmal aus dem Brunnen schöpft, dann kann es schon mal vorkommen, dass er austrocknet. Die oben schon erwähnten Steppenhexen sind die Folge. Wie aber bei jedem Brunnen füllt der sich selbst nach einer gewissen Wartezeit wieder mit Wasser. Oder man hilft mit kreativem Input nach.

Nun ist mein Brunnen anscheinend eher eine Schale.

Mit anderen Worten: Sie hat ein begrenztes Fassungsvermögen. Und wenn zu viel drin ist, dann läuft sie eben über.

Nachdem ich also auf der Hinfahrt schon fast 200 Seiten gelesen hatte, reichte der Platz in meiner Schale einfach nicht mehr aus.

Warum aber konnte ich dann trotzdem keine Beats für meine Geschichten schreiben?

Gekonnt hätte ich sicherlich, wenn ich mich denn gezwungen hätte. Aber ich war über mich selber so geärgert, dass ich es gar nicht erst richtig probiert habe.

Nachdem ich in Evernote meine Gedanken etwas sortiert hatte — und diese in den Anfängen dieses Blogposts niedergeschrieben hatte — ging es mir schon wesentlich besser.

Und schwupps, Montag morgen im Bus war alles wieder gut.

Es gibt für mich eben so etwas wie „zu viel des Guten“. Zu viel Inspiration. Zu viel Entertainmentkonsum. Zu viel kreativer Input.

Oder aber, es lag einfach an der Hitze.

Und den unbequemen Sitzen.


Geht es euch auch manchmal so, dass einfach nichts geht? Egal, wie sehr ihr euch auf ein Buch, einen Film, eine Serie konzentrieren wollt, es klappt einfach nicht?

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Die Autorin

Carolina Greene ist Autorin von Science Fiction, Fantasy und generell seltsam-düsteren Geschichten. Derzeit schreibt sie an ihrem Debütroman, der den Arbeitstitel „Delphi“ trägt.

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