Ihr Menschen seid seltsame Gestalten.
Ihr erzählt euch Geschichten von dunklen Wesen, und entzündet Kerzen, um uns fernzuhalten.
Als ob so ein bisschen Laternenlicht uns schadet.
Wisst ihr, wie viel Schatten eine Laterne wirft?
Hinter dem Balken, der das Dach stützt, zum Beispiel … da ist es heimelig. Ich habe mir dort mein Nest gebaut, aus Spinnweben und Albträumen, Sorgen und gestorbenen Hoffnungen. Zusammengehalten von euren Tränen.
Fernhalten wollt ihr uns? Vertreiben?
Wo wollt ihr dann hin mit all der Dunkelheit?
Wer soll sie euch abnehmen, die Wut und die Trauer und die Verzweiflung und den Schmerz?
Entzündet eure Laternen ruhig. Erzählt eure Lügen über uns. Stellt Milch und Kekse und guten Wein auf die Treppenstufen, und flüstert zu den Mächten, die ihr Götter und Feen nennt.
Aber erwartet nicht zu viel von ihnen.
Sie wissen nichts anzufangen mit euch und euren Schatten. Sie kennen nur die Freude und die Liebe und die Leichtigkeit. Und für manch einen von euch mag das ausreichen. Manch einer von euch sitzt so nah am Licht, dass die Schatten ihn nicht erreichen.
Für alle anderen sind wir da.
Wir würden es euch gerne erklären, doch ihr … ach, ihr seid eben Menschen. Das ist nur der Wind, sagt ihr dann, wenn wir mir euch reden wollen. Oder, Die Treppe knarzt.
Das ist in Ordnung. Ihr müsst uns nicht zuhören. Es reicht, wenn ihr euch gegenseitig zuhört, euch die Märchen erzählt und jede Nacht eine Laterne entzündet.
Um die Schatten kümmern wir uns.
Eine Mikrogeschichte hat weniger als 250 Wörter und wird von einem Wort inspiriert. Für diese Geschichte war das Wort Laternenlicht.
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